03. Psychische Störungen

03.01 Kognitive Leistungseinschränkung

Die Beurteilung der kognitiven Leistungsbreite erfolgt unabhängig der Ursachen (an-geborene, posttraumatische, genetische, entzündliche oder toxisch bedingte Leis-tungsminderung) abhängig vom Ausmaß der Einschränkungen. Auf kognitive Funktionsbehinderungen zurückgeführte Sprach – und Artikulationsstö-rungen bis hin zur Aphasie sind zu berücksichtigen.

03.01.01

Teilleistungsschwächen geringen Grades

10 - 20 %

Ohne wesentliche Beeinträchtigungen im Alltags- und Arbeitsleben bzw. der schulischen Leistungen Lese-, Rechtschreib- und Rechenstörung leichten Ausmaßes

03.01.02

Intelligenzminderung mit geringen bis mäßigen sozialen Anpassungsstörungen

30 - 40 %

Anamnestisch leichte Anpassungsstörung
Probleme in Ausbildung und Arbeitsleben
Unabhängigkeit in der Selbstversorgung, im Alltagsleben

03.01.03

Intelligenzminderung mit maßgeblichen Anpassungsstörungen

50 - 80 %

50 %: 50-70 %: Manifeste Probleme im Arbeitsleben und bei der Alltagsbewältigung
Ungelernte Arbeiten
Vollständige Unabhängigkeit eher selten
70-80 %: Manifeste Probleme im Arbeitsleben und bei der Alltagsbewältigung
Betreuten Arbeitsformen
Alleine leben nur eingeschränkt möglich, deutliche Probleme bei der Alltagsbewältigung, Eigen-versorgung nur unter Aufsicht, Anleitung, Hilfe durch externe Betreuer/Angehörige notwendig

03.01.04

Schwere Intelligenzminderung

90 - 100 %

Anamnestisch kaum bildungsfähig, deutliche Alltagsprobleme
Hilfe im sachlichen und persönlichen Bereich sowie zur Wahrung der Eigeninteressen erforderlich, Kommunikation höhergradig eingeschränkt

03.02 Entwicklungseinschränkung bis zum vollendeten 18. Lebensjahrg

Erfasst werden umschriebene Entwicklungseinschränkungen des Sprechens und der Sprache, des Kommunikationsvermögens, schulische Fertigkeiten, motorische Funktionen sowie kombinierte umschriebene Entwicklungseinschränkungen und typische Begleiterscheinungen wie emotionale Störungen, Störungen des Sozialverhaltens, ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätsstörung).

03.02.01

Entwicklungsstörung leichten Grades

10 - 40 %

10 – 20 %:
Ohne wesentliche soziale Beeinträchtigung, (Familie, Schule, Beziehung zu Gleichaltrigen und Erwachsenen außerhalb der Familie & Schule)
Kein zusätzlicher Unterstützungsbedarf beim Lernen
30 – 40 %:
Leichte bis mäßige soziale Beeinträchtigung in ein bis zwei Bereichen, beispielsweise Schulausbildung und alltägliche Tätigkeiten, Freizeitaktivitäten in Teilbereichen Unterstützungsbedarf beim Lernen

03.02.02

Entwicklungsstörung mittleren Grades

50 - 80 %

Ernsthafte und durchgängige soziale Beeinträchtigung in 1 bis 2 Bereichen
Globaler Unterstützungsbedarf beim Lernen
Kombinierte umschriebene Entwicklungsstörung
50 -60%: alleinige kognitive Beeinträchtigung
70 -80%: Zusätzliche motorische Defizite

03.02.03

Entwicklungsstörung schweren Grades

90 - 100 %

Schwere und durchgängige soziale Beeinträchtigung, schwer eingeschränkte Kommunikationsfä-higkeit, Tiefgreifende Entwicklungsstörung, desintegrative Störung

03.03 Demenzformen

Umfasst sind alle Demenzformen unterschiedlicher Genese und Ausprägung.

03.03.01

Dementielle Defizite leichter Ausprägung

10 - 40%

30 – 40 %:
Diagnose muss verifiziert sein
Neugedächtnisstörung, leichte Schwierigkeiten im Lösen komplexer Aufgaben, im psychopatholo-gischen Status stabil
Geringfügige Einschränkungen der Arbeitsleistung

03.03.02

Dementielle Defizite mittlerer Ausprägung

50 - 70 %

50 %:
Problem lösen ist offensichtlich beeinträchtigt, Termine werden vergessen, verwechselt, die Ausdrucksfähigkeit ist beeinträchtigt
Psychopathologisch beginnende Auffälligkeit (Gedankenductus inkohärent, Konfabulationstendenz)
Persönlichkeitsveränderung
Einfache gleichbleibende Tätigkeiten können noch ausgeübt werden, fallweise Anleitung/Aufsicht
Deutliche Schwierigkeiten beim Lösen komplexer Aufgaben
70 %:
Persönlichkeitsveränderungen treten in den Vordergrund
Schwere und durchgängige psychopathologische Auffälligkeit
Tätigkeiten mit wiederholter regelmäßiger Anleitung und grober Aufsicht während des gesamten Tagesprofils
Komplexe Aufgaben können nicht gelöst werden)

03.03.03

Dementielle Defizite schwerer Ausprägung

80 - 100 %

Psychopathologisch hoch auffällig Bedarf ständiger Aufsicht und Betreuung

03.04 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen

Erfasst werden spezifische Persönlichkeitsstörungen beginnend in der Kindheit (Borderline-Störungen).
Andauernde Persönlichkeitversänderungen im Erwachsenenalter. Angststörungen, affektive Störungen, disruptive Störungen.

03.04.01

Persönlichkeits- Verhaltensstörung mit geringer sozialer Beeinträchtigung

10 - 40 %

10 – 20 %:
Mäßige Einschränkung der sozialen Fähigkeiten mit vorübergehenden oder geringen Schwierigkei-ten in nur ein oder zwei sozialen Bereichen
30 – 40 %:
Leichte bis mäßige andauernde Beeinträchtigung in ein oder zwei sozialen Bereichen

03.04.02

Persönlichkeits- Verhaltensstörung mit maßgeblichen sozialen Beeinträchtigungen

50 - 70 %

Ernsthafte und durchgängige Beeinträchtigung der meisten sozialen Bereiche

03.04.03

Persönlichkeits- Verhaltensstörung mit schweren/schwersten sozialen Beeinträchtigungen

80 - 100 %

Schwere durchgängige soziale Beeinträchtigung
Schwere Beeinträchtigung in allen Bereichen der Kommunikation

03.05 Neurotische Belastungsreaktionen, somatoforme Störungen und posttraumatische Belastungsstörung PTSD (post traumatic stress disorder)

Umfasst sind alle neurotischen Belastungsstörungen, somatoforme Störungen, Verhaltensstörungen und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit. An erworbenen Funktionseinschränkungen soll die posttraumatische Belastungsstö-rung herausgestrichen werden.

03.05.01

Störungen leichten Grades

10 - 40 %

10 %:
Leichte affektive oder somatische Symptomatik, soziale Integration ist gegeben
20 %:
intermittierende oder schon dauerhafte affektive oder somatische Störungen
Soziale Integration ist gegeben
30 – 40 %:
Neben affektiven und somatischen Symptomen auch kognitive Störungen, Erste Zeichen sozialer Deintegrationr

03.05.02

Störungen mittleren Grades

50 - 70 %

50 %:
Affektive, somatische und kognitive Störungen sowie ernsthafte Beeinträchtigung der meisten sozialen Bereiche
Phasenweise Einschränkungen der Leistungsfähigkeit
Behandlung führt zu intermittierender Stabilisierung, wiederholter Leistungsknick,
Zunehmende Chronifizierung
Beginnende soziale Desintegration
70 %:
Therapieresistente Stimmungsveränderung, somatische und kognitive Symptome, krisenhafte Verschlechterungen mit passagerer wahnhafter Symptomatik Dauerhafte Einschränkung der Leistungsfähigkeit Soziale/familiäre Desintegration

03.05.03

Störungen schweren Grades

80 - 100 %

80 %:
Therapieresistente affektive, somatische und kognitive Symptomatik
Leistungsfähigkeit hochgradig reduziert
90-100 %:
Therapieresistente Symptomatik, hinzu kommen soziale Isolation, Kombination mit anderen psychiatrischen Erkrankungen wie Sucht, Phobien, Psychosomatosen Familiäre und soziale Isolation

03.05.04 bis 03.05.06

Posttraumatische Belastungsstörung PTSD (post traumatic stress disorder)

Neben dem Vorliegen eines traumatisierenden Ereignisses müssen Symptome aus drei anderen Kategorien vorliegen:
- Intrusion (unvermeidliche belastende Erinnerungen)
- Vermeidung
- Übererregung

03.05.04

Leichten Grades

30 - 40 %

Voll integriert
Psychopathologisch stabil

03.05.05

Mitleren Grades

50 - 70 %

50 %:
Psychisch instabil bei Therapieregime
70 %:
Kurz zurückliegendes Ereignis oder chronisches Zustandsbild bei jahrelanger nicht erfolgreicher Therapie
Psychopathologisch starr, soziale Rückzugstendenz, Antriebsminderung
Gleichbleibende Tätigkeiten mit wiederholter, regelmäßiger Anleitung während des gesamten Tagesprofils

03.05.06

Schweren Grades

80 - 100 %

80 – 90 %:
Psychopathologisch schwere Persönlichkeitsveränderungen, hochgradig ausgeprägter sozialer Rückzug, stark verminderter Antrieb
Gleichbleibende Tätigkeiten trotz wiederholter, regelmäßiger Anleitung während des gesamten Tagesverlaufes nicht durchgängig möglich
100 %:
Schwere affektive Persönlichkeitsveränderungen, soziale Isolation, Antriebsverlust Mehrfach stationäre Aufenthalte

03.06 Affektive Störungen

Manische, depressive und bipolare Störungen

03.06.01

Depressive Störung – Dysthymie - leichten Grades Manische Störung – Hypomanie - leichten Grades

10 - 40 %

Keine psychotischen Symptome, Phasen mindestens 2 Wochen andauernd
20 %:
Unter Medikation stabil, soziale Integration
30 %
Unter Medikation stabil, fallweise beginnende soziale Rückzugstendenz, aber noch integriert 40 %
Trotz Medikation in stabil, mäßige soziale Beeinträchtigung

03.06.02

Depressive Störungen mittleren Grades Manische Störung mittleren Grades

50 - 70 %

50 %:
Depression: Arbeitstätigkeit und soziale Kontakte schwer aufrecht zu erhalten,
Manie: Während der Phasen Arbeitsleistung und soziale Funktionsfähigkeit vollständig unterbrochen
70 %:
Arbeitsfähigkeit dauerhaft eingeschränkt
Keine Vollständige Remission trotz adäquater Therapie

03.06.03

Depressive Störungen schweren Grades Manische Störung scheren Grades

80 - 100 %

Mit und ohne psychotische Symptome, ausgeprägte Symptomatik über mehr als 2 Wochen anhaltend
Soziale und häusliche Aktivitäten massiv eingeschränkt, Depriviation

03.07 Schizophrene Störungen

Schizophrenie, schizoide Persönlichkeitsstörung, schizoaffektive Erkrankungen, akut psychotische Zustandsbilder

03.07.01

Leichte Verlaufsform

10 - 40 %

10 – 20 %:
Psychopathologisch stabil, Medikation im Schub,
Akut psychotischem Zustandsbild in der Anamnese (z.B. drogeninduzierte Psychose)
30 %:
Psychopathologisch stabil, Intervalltherapien
Residualzustand mit geringen Auffälligkeiten
Im sozialen und Arbeitsleben voll integriert
40 %:
Psychopathologisch auffällig (beginnende Störung des formalen Denkens, gelegentlich Wahninhalt und Negativsymptomatik) trotz Dauertherapie
Mäßige soziale Beeinträchtigung, Arbeitsleistung gering eingeschränkt

03.07.02

Mittelschwere Verlaufsform

50 - 70 %

50 % :
Mindestens zwei psychotische Zustandsbilder in den letzten 1,5 Jahren,
Psychotische Symptome im Status
Psychopathologisch instabil (Störung des formalen Denkens, Wahninhalte und Negativsymptoma-tik) trotz Dauertherapie
Soziale Integration und Arbeitsleistung deutlich herabgesetzt
60 %:
Durchgängig geringe Belastbarkeit in allen Lebensbereichen
Soziale Isolation, sozialer Abstieg
70 %:
Langjährige Anamnese, hochdosierte Therapie,
Affektive Zusatzerkrankungen
Kognitiv höhergradig beeinträchtigt (Orientierung, Merkfähigkeit)
Schwere und durchgängig soziale Beeinträchtigung

03.07.03

Schwere Verlaufsform

80 - 100 %

80-90 %:
Betreuung in allen Lebensbereichen notwendig
Trotz Ausschöpfung aller Therapiereserven psychotische Episoden
100 %:
Psychopathologisch hoch auffällig
Cerebraler Abbau einer hochgradigen Demenz entsprechend
Ständige Aufsicht und Betreuung

03.08 Suchterkrankungen

03.08.01

Suchterkrankung mit leichten körperlichen und psychischen Veränderungen

10 - 40 %

10 % – 20 %:
Abhängigkeit liegt vor, 1 bis 2 klinische Suchtkriterien
Therapie und Medikation fallweise, sozial integriert
30 %:
Abhängigkeit liegt vor, 3 bis 4 klinische Suchtkriterien
Therapie und Medikation, sozial integriert, Arbeitsleistung erhalten
40 %:
Wie bei 30% aber ein stationärer Entzug innerhalb der letzten 2 Jahre Probleme im sozialen Umfeld, mäßige soziale Beeinträchtigung
Kontrolliertes Suchtverhalten
Substitutionstherapie

03.08.02

Suchterkrankung mit fortgeschrittenen körperlichen und psychischen Veränderungen

50 - 70 %

50 %:
Hochgradige Abhängigkeit
Mehrere nachgewiesene stationäre Entzugsversuche
Körperlich abgebaut, affektive Begleiterkrankungen
Suchtverhalten öfters unkontrolliert (Durchbrüche)
Beginnender sozialer Abstieg
70 %:
Langjährige Anamnese von Substanzenmissbrauch, mehrere erfolglose Entzugsversuche,
Suchtverhalten unkontrolliert, affektive Zusatzerkrankungen,
Organschäden
Durchgängige schwere Beeinträchtigung (Körperhygiene, Eigen- und Fremdgefährdung)

03.08.03

Suchterkrankung mit hochgradigen körperlichen und psychischen Veränderungen

80 - 100 %

100 %:
Psychopathologisch hoch auffällig
Cerebraler Abbau einer hochgradigen Demenz entsprechend
Ständige Aufsicht und Betreuung



Einschätzungsverordnung
Grad der Behinderung nach österreichischem Recht


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